Die Ortschaft hat aber auch ein anderes, ein viel älteres Gesicht, was in dem originalen Stadtkern, in dem Borgo zu sehen ist. Es ist eine zeitlose Dimension, mit uralten Wohnhäuser, die so trapezförmig gebaut sind, damit sie robuster auf dem Boden stehen. Die engen Gassen, voll von Stufen, die zum See hinunter bringen sind nicht so gebaut worden, um den Bewohner Schatten zu bieten, sondern aus Verteidigungsgründen gegen die von dem Wasser kommende Angriffe. Alles ist funktional, aber in seiner Einfachheit durchaus ästhetisch.
Ich laufe die ganze Promenade von Cannobio entlang, was ein der schönsten Spaziergänge am Lago Maggiore ist. Ich gehe von dem südlichsten Punkt los, von der Lokalität Amore, wo ich an der Marmorlöwe, Symbol der tapferer Verteidigung von Cannobio gegen die Habsburger. Ich komme an den alten Fischerhäuser vorbei, bunte Kulissen einer verschollenen Zeit.
Auf dem dunklen Wasserspiegel tanzt der Sonnenschein auf funkelnden Beinen und schluckt alles in einem verblendenden Glanz, als er auf die Metallteilen der wackelnde Boote tritt. Ich erreiche die Piazza Vittorio Emanuele III, der der wichtigste Treffpunkt des Dorfes ist und beherbergt wunderschöne Arkaden mit netten Geschäften und Cafés.
Ich gehe ich weiter, bis zur heiligsten Ort von Cannobio, das Heiligtum der Frömmigkeit, wo heute ein Gemälde aufbewahrt ist, aus welchem im 16. Jh. aus den Wunden Christi Blut und aus seinen und von den Augen von den Figuren der Maria und Sankt Johannes Tränen tropften. In der Kirche San Vittore ist auch eine Reliquie von diesem Pergament: es soll eine Rippe (von proportionalen Maßen zu der dargestellten Figur) herausgefallen sein. Zu dem Fest der Rippe, am 7. Januar werden die Treppengänge der kleinen Gässchen des alten Stadtkerns und die kleine (einst Fischer-) Boote von Tausenden von Teelichten beleuchtet, solange die Restaurants traditionelle Bohnensuppe und Luganighe (Wurst aus Rindfleisch) anbieten.