Heute steht er inmitten eines Verkehrsknotenpunktes und wacht über die Stadt seit fast 900 Jahren. Da er ein der Symbolen der Stadt ist, musste ich ihn auf jeden Fall besteigen. Ich bezahle die vier Euro Eintritt und beginne die Stufen zu zählen.
Die Holztreppe ist auch mehrere Hundert Jahre alt und es ist wirklich empörend, dass die Stadtverwaltung behauptet, der geplante neue Aufzug inmitten der Wendeltreppe das Aussehen und die Atmosphäre des Turminneren nicht ändern würde. Die Stadt selbst war nicht begeistert und zum Glück hat man das Projekt noch nicht angefangen.
Ich kann kaum Luft holen, als ich die 498 Stufen hinter mir habe, und wie ich durch die Gitter auf die Stadt schaue wird wirklich mein Atem beraubt. Ich sehe unter mir den kleinen Bruder von dem Asinelli-Turm, den Garisenda, der bloß halb so hoch ist, aber dafür 322 cm Neigung hat und scheint in jeder Minute der Gravitation nachgeben.
Wie ich die roten Gebäude von Bologna zu den Füßen habe, denke ich an den Freiwilligen, die im zweiten Weltkrieg während der Bombenangriffe der Alliierten hier hinaufkamen, um die Rettungsmannschaften zu den getroffenen Punkten der Stadt richten zu können. Heute aber, zum Glück sehe ich kein Rauch oder eingestürzte Häuser, sondern kann in eine Richtung das Adriatische Meer, in die anderen die Venetischen Voralpen bewundern.