Dieser exotische Garten zieht mich seit langem an. Ich habe irgendwo gelesen, dass von Februar bis Oktober etwas immer blüht. Ich fahre von der Fischerinsel, Isola dei Pescatori mit dem kleinen Holzboot über die Isola Madre, die Fahrt dauert um die zehn Minuten und ich mache aus, in 2,5 Stunden wieder abgeholt zu werden. Ich bezahle den Eintritt, besorge mir einen kleinen Gartenplan und beginne den Spaziergang auf Viale Afrika. Diese Ecke ist die wärmste der Insel, auch um die 4 Grad kann es hier wärmer sein, als am Nordufer. Dann erreiche ich den Kamelien-ebene, diese Pflanzen sind im 19. Jh. gepflanzt worden und beginnen schon in Januar zu blühen.
Die Duft der Luft und die Sonnenschein was von den Blättern gefiltert wird lässt glauben, dass ich mich in einem verzauberten Wald befinde. Was mich als nächstes gefangen nimmt, sind die Rhododendren aus dem Himalaja stammen und zu Bäume werden, besser gesagt zu einem wahren Wald. Und im April füllt es sich roten Blühten. Jetzt im Sommer sind die Bouganvillea, die Vögel und die Seerosen und Lotosblumen, die die Hauptrolle des Farbenspektakels spielen. Auf dem Papageienplazt kann ich wirklich diese wunderbare Tiere beobachten die von Zweig zu Zweig fliegen und einander rufen. Auf den verschiedenen kleinen Wiesen spazieren blaue und weiße Pfauen, aber auch Fasanen von den raren Farben, silbernen, goldenen und blauen. Sie haben heute keine Angst vom Menschen, früher aber waren sie die Beutetiere des Jagdreviers der Insel – die Vorfahren von diesen Tieren waren auch von Napoleon gejagt!
Ich muss mir auch die zwei Besonderheiten der Botanik anschauen, die eine ist eine antike Zypresse aus Asien, eine Rarität mit ihren grün-blauen Nadeln und von seinen Ausmaßen her könnte ruhig der König aller italienischen Zypressen sein. Die andere ist eine der größten und ältesten Palmen von Europa, sie ist vor 125 Jahren gepflanzt worden. Der Garten ist üppig wie ein Urwald und jetzt verstehe ich schon, warum Flaubert behauptet hatte, dass dieser der unkeuschste Ort wäre, was er je gesehen habe. Ich war auch vielleicht ein bisschen enttäuscht, dass aus dem Gebüsch oder von den Blumen keine Elfen, Nymphen oder mythologische Tiere herausgesprungen sind...