Ich wollte mir diese Insel des Friedens anschauen. Ich kam auf dem Wasserweg, weil von dort aus der Blick auf die ganze Anlage viel breiter und beeindruckender ist. Ich bin von Stresa gekommen, mit einem privaten Boot und bin wirklich mit dem offenen Mund ausgestiegen. Der Bootsfahrer erzählte mir unterwegs die Geschichte von dem Alberto Besozzi von Arolo, ein reicher Händler und Wucherer, der vor ungefähr 1000 Jahren hier Schiffbruch erlitt und dabei die hl. Katharina von Alexandria angefleht hat. Er hat überlebt und zog sich in eine Grotte in der Nähe der heutigen Kirche zurück und lebte dort für den Rest seines Lebens.
Was ich als erstes sehe, also der Glockenturm ist ein neuerer Teil der Kirche aus dem 1300, aufgehängt mit unsichtbaren zwischen dem Wasserspiegel und dem Himmel. Die Fassade schaut nicht aufs Wasser, sondern parallel damit, ein Portikus mit 4 Bögen bietet Schatten und Zuflucht von den Felsenwänden, die in jedem Moment abstürzen scheinen. Ich nehme meinen Strohhut ab und lege ein Tuch auf den Schultern, bevor ich die Kirche betrete. Es sind einige Mönche und Pilger die in ihrem Gebet vertieft sind und meine Anwesenheit gar nicht wahrnehmen. Es sind fünf kleine Kapellen, von denen die fünfte die älteste ist, diese ist die Gedächtniskapelle von dem seligen Besozzi. Viele Fresken sind verblichen und zum Teil beschädigt, andere sind aber von wunderbaren, lebhaften Farben und von feinen, eleganten Pinselzügen. Die Meister, die sie ausgeführt haben, waren wahrscheinlich selbst Mönche und wollten keinen Ruf, ihr Ziel war einfach der Heiligin zu huldigen und ihr Zuhause zu verschönern...
Die Atmosphäre ist friedlich, mysteriös, ich habe ein ähnliches Gefühl, wie in der Basilika von Assisi, vielleicht auch wegen den niedrigen Gewölben, so typisch für die romanische Kirchen. Ich bleibe lange vor der Freske von den „drei Heiliginnen“ und denke an das Schicksal von der hl. Katharina nach. Als ich aus der Kirche herauskomme, sehe ich überrascht dass ich beinahe auch den Sonnenuntergang verpasst habe und beobachte die letzten Sonnenstrahlen auf dem Wasserspiegel funkeln. Da ich die Rückfahrt mit dem Boot auch verpasst habe, steige ich die Treppen hinauf und bleibe für heute Nacht in Leggiuno.