Man betritt diesen wunderschönen Innenhof und hat den Eindruck, in ein Heiligtum angekommen zu sein. In den Gewölben und auf den Wänden des Kreuzgangs sehe ich Wappen und Inschriften dicht aneinander. Wie ändert sich die Beziehung zum Wissen!
In der Blütezeit der Universität von Bologna kamen die Studenten von ganzen Europa, fast ausschließlich aus den reichen Adelsfamilien, und hier studiert zu haben hat das Prestige der Familie erhoben und selbstverständlich alle diese Wappen waren wie eine Werbung für die Institut. Nicht alle Studenten waren aber gleich!
Es sind zwei breite Treppen, die vom Innenhof auf die erste Etage führen, eine war für die einfache Künstler, die andere für die Juristen, die sich die “auserwählten“ betrachteten, sie waren die Studenten „erster Klasse“ - dieses Phänomen lässt sich noch heute an den italienischen Universitäten beobachten...
Das anatomische Theater ist sehr beeindruckend, alles aus Fichtenholz gebaut, mit einem besonderen Marmortisch in der Mitte, wo Körper seziert worden sind. Ich setze mich ein bisschen hin und stelle mir vor wie ein solches Spektakel ablaufen konnte, wie viele zukünftige Ärzte ohnmächtig aus den Bänken fielen.
Beim herumspazieren höre ich das Geknister des Parketts und mir scheint, dass der hölzerne Hippokrates und Galenus, Väter der Medizin als Wissenschaft mich mit ihrem lebendig sezierenden Blick folgen.