Aber auch seine Schönheit verzaubert! In jeder Jahreszeit zeigt das Tal, wie ansonsten auch das ganze Dolomietengebiet, ein ganz anderes Gesicht. Jetzt, am Anfang September zieht es seinen tausend-farbigen Mantel an und lassen sich die erste Hauche vom Winter spüren und am frühen Morgen, als ich meine Gesundheitsspaziergang zu der St. Jakobskirche gemacht habe, musste ich mich warm anziehen und sogar einen Schal um den Hals drehen.
Nach dem Spaziergang verbringe ich den Vormittag mit dem Besuch des Museums Gröden, die Schatzkammer der ladinischen Holzschnitzkunst. Dieses Kunsthandwerk gehörte schon immer zu dem Alltagsleben und zum Überleben der hier lebende Ladiner, aber ab dem 17. Jh. hat sich daraus eine international anerkannte Kunstindustrie entwickelt. Auch heute wird dies bewusst den kommenden Generationen weitergegeben, sei es in der Familie oder in der Ladinischen Kunstschule in St. Ulrich. Ich liebe das Holz, dieses lebendige Material, so nahe ans Menschen, die Verzierungen, die Intarsien, die typische, immer zurückkehrende Motiven, die Färbungen machen aus den einfachsten Spielzeugen oder Wohneinrichtungsstücken echte Kunstschätze.
Der Langkofel und die Fünf Fingerspitzen wachen über das Frieden des Tales seit der Mensch sich daran erinnern kann. Sie begrenzen zwar den Horizont, aber dafür bieten sie aufgrund des Wetters, der Tages- oder Jahreszeit immer ein anderes Lichtspiel. Hier, auf über 1200 m ist die Luft grün und duftend, mal nach Holz, mal nach Land, mal nach Schnee...
Und es ist kein Wunder, dass die Naturliebhaber, die Bergsteiger, die Schifahrer, die für Volkskünste Interessierte oder die einfach die innere Ruhe suchen, diese Ecke gerne aufsuchen. Und das auch nicht, dass dieses Tal, was inmitten von Kunst- und Naturschönheiten liegt, viele Söhne der Welt geschenkt hatte, die sich in den verschiedensten Künsten ausgezeichnet haben, die berühmtesten sind Walther von der Vogelweide, Luis Tenker, Josef Moroder Lusenberg...