Ich bin jetzt ein halb Tourist-halb Student in Perugia und will auch etwas vom Nachtleben erleben. Heute gehen wir zusammen mit den Mitschülern der Kurs aus. Wir treffen uns an der Universität, denn wir alle in der Nähe wohnen. Dann gehen wir langsam durch den Arco Etrusco und bergauf die Via Ulisse Rocchi, bis zur Hinterseite des Domes San Lorenzo.
Wir gehen daran vorbei, auf den Treppen der Kirche sitzen überall die Jugendlichen mit Plastikbechern und Zigaretten in der Hand. Fast alle haben ihn von dem kleinen Laden „Mania“ gegenüber den Treppen geholt, wo der Besitzer wie ein Adriano Celentano-Imitator aussieht. Wir stellen uns auch ran, denn es ein wenig Andrang gibt. Unser Bier wird auch in Plastikbecher gefüllt, das ist das Gesetz: keine Gläser auf der Straße! Wir finden uns auch ein enges Plätzchen inmitten der Masse auf den Treppen, gegenüber dem Brunnen – von der Fußgängerzone schauend scheinen wir alle Zuschauer der Straßenleben-Aufführung. Und es ist tatsächlich so. Solange die anderen plaudern, ich beobachte die ganz verschiedensten „Teilnehmer“ des Spektakels.
Es sind viele unterschiedliche Gruppen, wie eine kleine Extrakt aus der Welt: hier eine Gruppe indianischer Studenten, die Mädchen tragen die traditionelle Sari, da örtliche junge Penner mit schmutzigen, dünnen Hunden, die von den wohlhabenden Studenten betteln, um das Geld für Heroine auszugeben. Jemand beginnt Konga zu spielen und die ganze Szene kommt so surrealistisch vor: die mittelalterliche „Kulissen“ der Stadt, die „moderne“ Masse von Menschen die so indifferent gegenüber der selben Kulissen sind. Nordafrikaner kommen vor uns vorbei und fragen, ob wir für ihre „Waren“ interessiert sind. Nein, danke. Der Rhythmus von dem Kongaspiel wird immer schneller und ein Hund bellt inzwischen. Meine Mitstudenten gehen weiter, in eine Disko hier in der Altstadt, ich gehe aber nicht mit, da ich die Diskos nie mag.
Ich mache lieber einen Spaziergang in der Altstadt, dann kehre ich zu den Treppen zurück, an meiner Beobachter-Stelle. Ich schaue noch dem Straßenleben zu und plaudere mit den verschiedensten „Teilnehmer“ dieses Spektakels. Ich gehe erst schlafen nachdem der Platz sich entleert hatte.