Ich liebe romantische Kirchen. Die von Arezzo konnte ich auch nicht verpassen. Als erstes sehe ich von der Seite des Apsis die Pieve, wie es von den Aretiner genannt wird. Ich komme von der Piazza Grande und sehe die drei Säulenreihen und die schon bekannte Farbe des Tuffsteins, ähnlich wie in Pienza, in Montepulciano oder in anderen Ecken der Toskana.
Ich nehme mir Zeit, die Kapitel der Säulen zu begutachten. Sie sind, wie in Lucca, alle unterschiedlich. Ich merke, dass in der mittlere Reihe eine Säule eine abweichende, komische Form hat, welche ich nicht identifizieren kann,. Fotografieren aber schon! Die untere Reihe sind Blindarkaden und die Säulen stehen in jeder Reihe dichter, von unten nach oben. Dies wiederholt sich auch an der vorderen Fassade.
Der ganze Bau ist so harmonisch mit den Säulen, Arkaden, mit den noch langobardischen Merkmale tragenden Tier- und Pflanzenfiguren und ohne überflüssige Verzierungen. Und denselben Eindruck habe ich im Inneren und bin auch überrascht, wie viel Licht durch die einbögigen und runden Fenster herein strömt. Der Raum ist breit, ohne Sitzbänke, aber warm. Das hölzerne Dach, die Seitenaltare, die Innenhöhe und die in Richtung Himmel strebende Säulen machen es feierlich und beruhigend.
Am Hauptaltar bleibe ich lange vor dem großen Polyptychon „Madonna mit Kind“ stehen. Es ist ein sehr plastisches Werk im byzantinischen Stil - aber mit ungewöhnlich sanften Farbtönen, Eines der berühmtesten Gemäldes des Meisters Pietro Lorenzetti, der aus Siena stammt.