Solange ich in der Schlange stehe an der Selbstbedienung, las ich ein Plakat über den heutigen Kinoabend im alten Amphitheater im Parco Sant´Angelo. Der „Ray“ wird heute gespielt, der Film über das Leben Ray Charles. Ich nehme vor, hinzugehen.
Da ich bei den Nachmittagsunterricht in meiner Gruppe keinen finde, der Lust hätte, gehe ich alleine. Es ist August, der Abend ist heiß. Ich habe schon auf dem Stadtplan geprüft, wo sich der Park befindet. Ich laufe im Corso Garibaldi bergauf bis zu der Hälfte, wo ich dann das Schild sehe: „Anfiteatro Parco Sant´Angelo“. Ich merke es mir, aber ich biege noch nicht ab.
Ich laufe bis zum Ende der Corso und ich komme rechts auf eine Wiese, wo ein runder Tempel steht. Vielleicht die älteste Kultstätte Perugias, der Tempietto di San Michele Arcangelo, längst eine Kirche, kein heidnischer Tempel. Leider zu zu dieser Uhrzeit. Hier zieht sich auch die Stadtmauer und das nördliche Stadttor, was heute auch Museum ist. Ich setze mich auf die Wiese, dann lege ich mich auch hin und beobachte, was von den Himmel zwischen den Kerzen der Zypressen zu sehen ist und höre den Grillen zu, die die Dämmerung so mysteriös machen.
Ich spaziere dann zurück, und mein Weg führt dann zwischen Hunderten von hundertjährigen Olivenbäume bis zum Park. Ich kaufe die ermäßigte Karte mit dem Studentenausweis, heute Abend gibt es auch ein freies Getränk dazu. Ich nütze es aber erst in der Pause aus, es gibt nämlich auch eine kleine Unterbrechung bei der Hälfte des Filmes in den italienischen Kinos. Ich nehme Platz in der Mitte des „Amphitheaters“, halbkreisförmiger stufenartiger Sitzreihen – für die Freude von vielen, Rauchen ist frei. Ich genieße den Film in originaler Sprache mit italienischem Untertitel und in der Pause, mit dem freien Gin-Lemon in der Hand knüpfe auch neue Bekanntschaften. Nach dem Film geht die Party los, unter den Oliven. Das Grillkonzert wird vom Reggae verdrückt und es ist bald Sonnenaufgang, als ich in meinem Bett falle, glücklich, dass es Samstag ist, ohne Unterrichte...